Und hat die vermeintlich zu schwere und deshalb landesweit vieldiskutierte Prüfung zum schriftlichen Mathe-Abi den Durchschnitt verhagelt? Die Frage zauberte am Freitag im Kreis frisch gebackener Lobdeburg-Abiturienten das süß-säuerliche Lächeln in die Gesichter. „Es wäre alles zu schaffen gewesen, hätte man ausreichend Zeit gehabt“, sagte Hendrik Wolff, der das Abi nach 13 Jahren abgelegt hat. Michael Berndt, ebenfalls ein „Dreizehner“, formulierte es so: „Die Aufgabenformulierung war in der Art und Weise neu, so dass man um die Ecke denken musste. Das kostete viel Zeit; der Anspruch der Aufgaben war aber nicht zu hoch.“ Sie hätte viel mehr Zeit benötigt, um alles zu schaffen, so resümierte Rahel Koch, eine „Dreizehnerin“. Die Note 2 minus decke sich nicht mit ihrem Anspruch, sagte sie, die Mathematik studieren will („Aber nicht auf Lehramt!“).
Wie gelangt man zum Entscheid, das schnellere Abitur – das Abitur nach der 12. Klasse zu machen? Ist dieses Abi nicht stressiger? Elisa Lohse, eine „Zwölferin“, war in der 5. Klasse an die Lobdeburgschule gekommen. „Mit 12 Jahren hatte ich das so für mich entschieden.“ Irgendwie sei es „sowieso stressig“. Und vergleiche sie mit Freunden von anderen Schulen, dann sei wiederum an der Lobdeburg nicht etwa mehr Stress angefallen, sagte Elisa Lohse. Es habe immer auch ein paar Ruhephasen gegeben; es sei ihr genug Zeit geblieben fürs Treffen mit Freunden, fürs Fitnessstudio und fürs Jobben in einem Klamotten-Laden.
Für das Gesellenstück die Langsamkeit entdeckt
Tatsächlich müsse man bedenken, dass Hochdruck-Phasen auch lange vorm Abi-Finale programmiert seien, erläuterte Sylke Dziomber – etwa wegen der Seminarfacharbeit oder wegen des traditionell einstudierten Theaterstücks. Hinzu komme die Lobdeburg-Besonderheit des Profilfachs „Medien und Kommunikation“, wofür jeder Schüler ein „Gesellenstück“ fabrizieren muss – vom Musikvideo bis zum Kochbuch, bis zum Jena-Film oder etwa dem Videospiel. Je 30 bis 35 Schulstunden seien dafür geplant, erläuterte Christoph Buschner. Und doch war auch in diesem Segment die Entdeckung der Langsamkeit mit im Spiel. „Viele überschreiten diese Zeit“, sagte Buschner; da habe es Beispiele mit über 100 Stunden und durchaus positivem Gesellenstück gegeben.
Worin die Vorteile des 13-jährigen Weges bis zum Abi liegen mögen? – Er habe die Lobdeburgschule seit der 1. Klasse besucht, sagte Lukas Hüttenrauch, und sich später gedacht, dass die 13 Jahre „vielleicht entspannter“ seien. „Am Ende war aber viel Druck dahinter.“ Von Vorteil sei es gewesen, in der Klasse 10 G an den gymnasialen Stoff herangeführt zu werden. „Da konnte man sich besser reinentwickeln“ und sich, wie Rahel Koch ergänzte, an das Punktesystem gewöhnen.
Das unterschiedliche Tempo bis zum Abitur – an der Lobdeburgschule gibt es weitere Geschichten zu diesem Thema: Zwei Schüler waren einst ein Jahr eher eingeschult worden und hatten dann ein Grundschuljahr übersprungen, berichtete Christoph Buschner. Einer dieser beiden Schüler habe nun mit 1,2 den besten Abi-Durchschnitt erzielt, indessen er erst in den nächsten Tagen 17 Jahre alt werde. Oder die beiden Migranten aus Afghanistan und Syrien, die in der Oberstufe beziehungsweise in der 9. Klasse an die Lobdeburgschule gekommen waren. Sie haben mit 21 und 20 Jahren erfolgreich ihr Abi abgeschlossen. „Wir sind wahnsinnig stolz auf die beiden“, sagte die stellvertretende Stammkursleiterin Elke Hoost. „Da können wir nur versuchen zu erfassen, was sie geleistet haben.“